Freitag, 16. November 2012

Bei unseren Hunden abgeschaut: Vertrauen

Inspiriert durch ein Buch, welches mir eine liebe Freundin neulich schenkte und durch die bevorstehende Ankunft unseres neuen kleinen Rudelmitgliedes Carlson, kamen mir einige Gedanken zu einem Thema, dass uns Menschen, wie auch unsere Hunde durch das ganze Leben begleitet: Vertrauen.


Ohne Vertrauen in ihre Menschen...
 
... können Hunde ihre kleine Welt nicht zu angstfrei entdecken!

Wie ist das eigentlich mit dem „Vertrauen“, wie sieht es da bei uns Menschen aus, wie bei unseren vierbeinigen Freunden? Unsere Hunde vertrauen uns Menschen bedingungslos und ohne Konsequenzen – sie fressen, was wir ihnen hinstellen, sie schmeißen sich auf den Rücken, lassen sich knuddeln bis der Arzt kommt, ob in der Hundeschule oder im Leben, sie folgen (na, meistens…) unseren Anweisungen mit einem Grundvertrauen in uns Menschen: „Mein Mensch weiß, was gut und richtig ist…“. 


Urvertrauen, die Basis...
Und das immer mit der gleichen Grundeinschätzung, dass alles in der Welt irgendwie einen positiven Verlauf nehmen wird. Dieses Vertrauen, ich nenne es mal Urvertrauen, ist bei unseren Hunden, wie auch bei uns Menschen eine wichtige Basis unseres Lebens und unseres Überlebenswillens. Dieses Gefühl, dass die Welt irgendwie in Ordnung ist, ist die Grundlage, nicht nur bei unseren jungen Hunden, sondern auch bei kleinen Kindern, Vertrauen in sich selbst und die Welt zu entwickeln und Selbstbewusstsein auszubauen – Vertrauen, aber auch Vertrauen in sich selbst hängen hier eng zusammen.

Welpen: Vertrauensvoll in ihre neue kleine Welt hinausgehen....

...ist wichtig für die ganze weitere Lebensentwicklung
Vertrauensverlust
Nur ungern erinnere ich mich da an ein Erlebnis mit unserem mal gerade neun Monate altem Caruso, als dieser von einem großen, schwarzen Hund gebissen wurde - von einer Sekunde zu anderen hatte ich einen anderen Hund. Was war aus dem lustigen, verspielten kleinen Kerl an meiner Seite geworden? Für ca. drei Wochen danach wurde aus diesem kleinen Energiebündel ein zurückhaltender, vorsichtiger, ängstlicher Hund; seine kleine Welt war aus den Fugen geraten… Noch schlimmer, sein Mensch, dem er sein ganzes Vertrauen schenkte, war in dieser Situation nicht parat gewesen – wir haben dran gearbeitet – und heute kann ich sagen, dass mein Hund mir wieder vertraut: Das ich ihn beschütze, dass ich ihn vor unangenehmen Situation bewahre, dass ich da bin…

"Mein Mensch und ich... -

...in allen Situationen an Deiner Seite!"


Vertrauen heißt, ohne Angst und unbeschwert durchs Leben zu gehen, ohne Misstrauen, dass an der nächsten Ecke wieder der große, schwarze Hund um die Ecke schaut. Caruso hat es geschafft wieder zu vertrauen, dass wirkt sich auf sein Selbstbewusstsein und seine Souveränität im Zusammenspiel mit anderen Hund aus. Und es hat sich auch auf mich ausgewirkt, denn in vielen, vielen Situationen merke ich, wie sehr ich selber diesem kleinen Kerl vertraue – ich denke, eine gute Grundlage für unseren Rudelzuwachs „Carlsson“. 

Vertrauen im Hunderudel...
 
und die Beziehung stimmt!
Und die Menschen?
Bei uns Menschen sieht es dagegen anders aus…
Im alltäglichen Leben sind wir den unterschiedlichsten Situationen ausgesetzt, wir vertrauen darauf das der Bus rechtzeitig kommt, dass wir mit dem Auto keinen Unfall bauen, das wir am Geldautomaten nicht beklaut werden, und, und, und… Aber wie sieht‘ s zum Beispiel im Zusammenleben mit unseren Mitmenschen aus? Warum können wir dort nicht auch so vorbehaltlos vertrauen? Liegt es daran, das Vertrauen etwas ist, dass man gibt, ohne vorher etwas dafür bekommen zu haben, dass es ein Risiko darstellt - zu vertrauen?


Vielleicht ist das der Grund, warum es vielen Menschen in unserer heutigen Zeit so schwer fällt zu vertrauen. Misstrauisch zu sein gehört zu einer Eigenschaft, mit der wir uns tagtäglich auseinandersetzen müssen, sie beruht auf Erfahrungen, Vorurteilen und Sozialisation…

Doch mehr halbvoll?
So weit, so gut, dem kann sich sicher keiner von uns entziehen, hat doch sicher jeder von uns so seine Erfahrungen gemacht. Kritisch wird’s aber dann, wenn wir anfangen alles und jeden in Frage zu stellen! Besonders fallen mir dazu, ich nenne sie mal die „Ja-aber-Typen“ ein… Ganz egal, was man sagt oder tut, noch bevor der Satz zu Ende gesprochen ist, sehe ich in ihren Augen schon das „Ja, aber…“ Und: Zu allem und zu wirklich jedem Thema, fällt diesen ein besonders schlimmes Beispiel oder Fall ein. Für mich, die ich eher der optimistischen Fraktion der Menschenheit zuzuordnen bin, also eher der „Das Glas ist halbvoll-Typ“, kosten diese Leutchen echt viel Energie. Misstrauen in alles und jedes raubt Kraft, Energie, schwächt und macht zwischenmenschliche Beziehungen schwer…

Vertrauen zu schenken fällt sicherlich schwer, zumal, wenn man viele schlechte Erfahrungen gemacht hat, trotzdem sollten wir es immer wieder neu versuchen. Wir selber haben es in der Hand, wir gestalten unsere Gedanken, wir selber gestalten auch unser Umfeld, schaut auf Eure Hunde, sie machen es uns vor….

In diesem Sinne:
„Alles Wissen, die Gesamtheit aller Fragen und Antworten, sind im Hund enthalten!“Franz Kafka



1 Kommentar:

  1. Wunderwunderschön, Petra! Deine "Analyse" ist nicht nur wahr, sie ist in Kombination mit Deinen phantastischen Bildern brilliant geeignet für eine Hundefachzeitschrift. Wie immer im Leben zeigen uns unsere Hunde gerade in Bezug auf Werte wie Vertrauen, Achtung, Respekt..., wo´s lang geht und wie die Grundlagen jeglichen zwischenmenschlichen Miteinanders funktionieren. Schade, dass die Mehrheit der Menschheit das immer noch nicht verstanden hat. Und GUT, dass Du hier mit Deinem Beitrag wieder einmal darauf eingehst! Ich mag diese "Bild-Stories" von Dir sehr! (Mach doch mal ein Buch draus!!!) ;-)

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