Mittwoch, 16. Mai 2012

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Gestern Abend hatten wir das Vergnügen, zusammen mit lieben Hundefreunden, den diesjährigen Vortrag der Happy Dog Tour 2012, mit dem Wolfsexperten Günther Bloch und dem Verhaltensbiologen Dr. Udo Gansloßer, besuchen zu können. Thema der diesjährigen Tour: Mein Haus, mein Spazierweg, mein Mensch - Der Hund in Haus und Hof.

Rein von der Thematik schon mal richtig interessant für alle Hundefreunde! Selbst wenn man selber kein Haus mit Garten hat, wo ein sogenannter O-Ton Bloch: „Alarmhund“ sein Unwesen treibt, bleiben noch die Bereiche „Spazierweg und Mensch“!
Beide Aspekte, die eng mit der Thematik Sozialkompetenz verknüpft sind, werden von mir immer wieder gerne beleuchtet, denn zum ersten habe, nein hatte ich, einen kleinen Angstbeisser, ausgelöst durch eine traumatische Beissattacke im Alter von neun Monaten und zum zweiten, habe ich einen Dackel!!

Unser Caruso:
"Mein Haus-, mein Auto, mein Kamerausrüstungs-Bewacher"...


Der Vortrag teilte sich in zwei Themenbereiche auf: Dr. Udo Gansloßer betrachtete zunächste mit viel Humor und launig, aber durchaus mit wissenschaftlichem Hintergrund den Revierbegriff an sich aus verhaltensbiologischer Sicht. Denn, nicht überall, wo ein Hund auch hinpinkelt, ist auch zugleich sein Revier. Genauso ist nicht jedes laute Bellen seine Revierankündigung. Im Gegenteil, denn die unterschiedlichsten Signale gelten hier mehr als „Nachrichten an einer Wandzeitung“, so Gansloßer: ...eben Facebook für Hunde!“, als der Aufforderung „Zutritt verboten“. Gansloßer zeigt weiter den Unterschied zwischen Revier und Heim aus Hundesicht auf und die dazu jeweilige Verteidigungsstrategie unserer Vierbeiner.

Nach einer lockeren Pause, in der man auch in den zahlreichen Bücher- und Veröffentlichungen der beiden Referenten schnuppern konnte, ging es weiter mit dem Wolfsexperten Günther Bloch.
Da ich ihn zum ersten live kennenlernen durfte, war ich wirklich angenehm überrascht, einen so sympathischen und netten Kerl dort erleben zu dürfen. Zudem ist er sofort auf Caruso „geflogen“ (Halterin hatte natürlich sofort wieder „Herzchen in den Augen“...), ist er doch ein echter Dackelliebhaber...

Ein super Team: Günther Bloch und seine Hunde...
Copyright Foto: Ulla Bergob

Im Anschluss stellte Günther Bloch anekdotenreich, witzig und informativ, die aktuelle Erkenntnisse aus über 16 Jahren Verhaltensforschung an Wölfen in freier Wildbahn vor. Hierzu beleuchtete er die verschiedenen Zonen eines Wolfsrevier, hat doch das innen- und Außenrevier unterschiedliche Bedeutung für die Wölfe und auch unsere Caniden, die dementsprechend auch zu einem unterschiedlichen Verhalten animieren. Auch Fragen zum Aspekt der Lebensraumprägung für Welpen und Jungwölfe wurde dargestellt und mit eigenen Videofilmen untermauert.
Weitere praxisnahe Fragen, z. b., wie lange man mit Welpen spazieren gehen solle, wie man sie an die neue, häusliche Umgebung gewöhnt und nicht zuletzt, welche festen Regeln der Hundehalter/in in Haus und Garten aufstellen soll und vor allem, welche auch durchsetzten?

Auch kein Problem, wenn die Bindung stimmt...
Günther Bloch beim Nickerchen mit seinem Hund.
Copyright Foto: Verena Scholze/Kosmos

Neben diesen ganzen Aspekten wurde auch ein weiteres Thema durchleuchtet, nämlich die der sozialen Kompetenz des Leittieres der so, von Bloch bezeichneten „Mischgemeinschaft?
Für Bloch ist zum einen die sogenannte „Dominanz“ eines Leittieres keine Eigenschaft, sondern kennzeichnet die Art und Weise einer Beziehung, die Haltung zu einem Gegenüber. Er unterscheidet hier zwischen formaler und situativer Dominanz: „Im alltäglichen Leben von Mensch und Hund spielt die situative Dominanz einer der wichtigsten Rollen. Es gibt immer wieder Konflikte, die gelöst werden müssen, wenn dem Hund situationsbedingt klargemacht werden muss, was der Mensch gut heißt und was nicht.
Bei der formalen Dominanz besteht die Verpflichtung, den Hund zu schützen, wenn er unüberlegt in eine schwierige Lage oder Gefahrensituation gerät.“
(Wölfisch für Hundehalter, Günther Bloch, Elli Radinger, 2010, S. 37)

Was bedeutet das für uns Hundehalter im alltägliche Leben?
Eine Frage, die zum Thema soziale Kompetenz
immer wieder auftaucht, ist, „Was mache ich, wenn ich z.b. einen sehr kleinen Hund habe und ein großer Hund stürmt auf uns zu?“
Hier heißt es für den Hundeführer
„Gefahr vorzeitig erkennen, Gefahr bannen...!
Gut wurde eine solche Szene auch in einem Video von Bloch unterlegt, wie die Wölfin innerhalb von Sekundenbruchteilen die Lage scannte und so die Gefahr für ihre Familie abschätze.

An Deiner Seite...
Fühle ich mich sicher!
Für uns Hundehalter heißt dies in der Praxis, und ich kann es immer nur wiederholen:
Gehen Sie aufmerksam spazieren, scannen Sie die Umgebung ab, seien Sie für Ihren Hund ein souveräner, und kompetener Anführer... Wenn plötzlich ein unbekannter Hund mit eindeutiger Körpersprache auf ihr Team zu getrollt kommt, vermitteln sie ihrem Hund Sicherheit, nehmen ihn hinter sich und lassen den anderen Kandidaten nicht an ihren Hund ran.
Wenn der andere Halter auftaucht, treten Sie mit diesem in Kommunikation und klären die Situation ab...  

Launig wurde von Bloch zu einer solchen Situation auch eine kleine Geschichte vorgetragen:
Eine Frau ging mit ihrem gerade mehrer
e Monate alten Hund an einem Wasser spazieren. Dieser war auch gerade in der Junghundphase, trollte sich auch manchmal weg und hörte auch nicht immer, kennen wir ja...
Die sich auf dem See befindlichen Schwäne hatten nun mal auch null Angst vor dem Winzling und griffen den Kleinen an; die Hundehalterin nahm souverän ihren Schirm und scheuchte die Angreifen weg...
Von diesem Moment an änderte sich das Verhalten des Hundes schlagartig und er gehorchte klasse und auch weglaufen war auch kein Thema mehr. Grund: Die Halterin hat ihm Sicherheit vermittelt und sich kompetente Führerin erwiesen!

Fürsorge und Beschützen...
Sicherheit vermitteln...
Anleitung geben...
Dann klappt's auch mit dem Team Hund-Mensch!
Foto: Uschi Schlicht
Viele, der von Bloch angesprochenen Thematiken, können auch in seinem, zusammen mit Elli Radinger, neu veröffentlichten Buch "Affe trifft Wolf" nachgelesen werden:
Der Mensch stammt tendenziell eher vom egoistisch und aufbrausen handelnden Affen ab, der Hund vom familiär-orientierten "Kooperatiosntier" Wolf. Schon alleine aus diesem Grund kommt es in der Mensch-Hund-Beziehung bisweilen häufig zu massiven Missverständnissen.
Das Buch ist im Kosmos-Verlag neu erschienen und basiert auf bahnbrechenden Erfahrungen aus 21 Jahren Freilandforschung an Wölfen, jahrelangen Verhaltensbeobachtungen an verwilderten Haushunden und intensiven Beratungen aus über 33.000 Mensch-Hund-Beziehungen.

Foto: Kosmos-Verlag
Mit diesem Buch kann jeder Hundehalter lernen, wie man (egal ob laie oder Profi), die Diskrepanz zwischem unnötigen "Affenthater" und "Sozialkompetenz" einfach analysiert und entsprechend Rückschlüsse auf ein harmonisches Gruppenleben zieht.

Alles in allem, ein wunderbarer Abend, in dem alles um das Thema Hund ging, eben das Thema, welches mich einfach nicht mehr los lässt...

Foto: Kathrin Köntopp
 

5 Kommentare:

  1. Danke für diesen wirklich ausführlichen Bericht. Günther Bloch hätte ich auch gerne mal live erlebt. Dass er auch Dackelfan ist, macht ihn noch sympathischer. Irgendwann zieht auch bei mir wieder einer ein. Schönen Abend und Knuddler für Caruso. Lieben Gruß

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  2. Mei, Petra - da hast dich aber echt richtig reingehängt! Sehr interessant, Dein Bericht und die BILDER dazu! Ich MAG dieses "Sicherheitsgefühl"-Bild SOOUUUU VERY MUCH! Und wenn ich das so wirken lasse, was Du schreibst, hab ich wohl an MANCHER STELLE schwerstens versagt mit meinem Labbinchen - doch ich denke, es ist NIE zu spät zum Lernen! Hätten wir unsere Hunde nicht, hätten wir uns vermutlich NIE kennen gelernt! NOCH ein Grund mehr, einen DICKEN DANK nach OBEN zu schicken! ;-) Und Danke an DICH für diesen sehr informativen Beitrag!

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  3. Wieder mal ein sehr toller Artikel von dir!
    Wie auch Uschi hab ich da wohl manchmal richtig daneben gelegen mit meiner "Erziehung"...
    aber ich hab ja schon einiges von dir übernommen und angewendet. Und siehe da: es zeigte Erfolge, die mich immer wieder aufs Neue freuen!
    "An deiner Seite" drückt so richtig alles aus, was wohl jeder bei seinem Hund erreichen möchte - noch haben wir es nicht ganz geschafft, aber auch wir arbeiten daran!
    Danke, das DU an meiner Seite bist!

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  4. Schöner Artikel. Ich halte es mit meinen Hunden ebenso, aber ernte böse Blicke und Kommentare von anderen Hundehaltern, wenn ich ihre Hunde blocke oder verscheuche.

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  5. Gefällt mir :-) ♥
    Und ich glaube, dass unsere Jungs dieses Gefühl an unserer Seite haben und bin darum sehr froh. Kann mir sehr gut vorstellen, dass es ein interessanter Abend war!
    Ganz liebe Grüße an Euch! Annett und Team ♥

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